Es war beim diesjährigen Jahreskonzert der Musikkapelle Ziegelbach einiges geboten: Der erst 21jährige Oliver Herz legte als Dirigent seiner Heimatkapelle ein souveränes Debüt hin und bei den Ehrungen durfte der stellvertretende Kreisverbandsvorsitzende Horst Dölle Musiker für geballte 300 Jahre Musizieren auszeichnen, wobei natürlich die Ehrung für Hermann Hagmüller für 60 Jahre aktives Musizieren das Highlight schlechthin war.
Bild: 300 Jahre Einsatz für den Verein auf einem Foto: Vorne. v.l.n.r. Freddy Holzmüller, Doris Grimm, Hermann Hagmüller und Alexander Kling- Hinten v.l: Erich Wirth, Christine Müller, Lisa Häfele, Sabrina Sauter, Daniela Reichle, Christoph Hierlemann, Rebekka Branz, Horst Dölle und Alexandra Utz
Das Programm, das Oliver Herz im letzten Vierteljahr mit den 67 Musikanten einstudiert hatte, bot für jeden Geschmack etwas. Mit dem Konzertmarsch „Salemonia“, den der Allgäuer Komponist Kurt Gäble im Auftrag der fünf Salemer Musikvereine für das seit Anfang der achtziger Jahre durchgeführte Salemer Schloßseefest schrieb, eröffneten Herz und seine Ziegelbacher Musiker schwungvoll das diesjährige Jahres- und Weihnachtskonzert im Dorfstadel.
Der Film, für den der erst 30jährige deutsche Komponist Alexander Reuber die „Trailermusik“ schrieb, mit dem die Kapelle das Konzert fortsetzte, sei nie realisiert worden, erklärten die beiden jungen Ansager Heike Reichle und Oswin Butscher mit einem Augenzwinkern.„Aber während wir das Stück gespielt haben, hatten Sie liebes Publikum, Gelegenheit und Zeit Ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen und sich ihren eigenen Film vorzustellen.“ Auf das weite Meer hinaus träumen konnte sich das Publikum bei „The Rise of the Blackjack“ einem anspruchsvollen Konzertwerk des österreichischen Komponisten Gerald Oswald, bei dem die Musiker die aufregende Geschichte der Abenteuer eines Piratenschiffes erzählten.
Mit „Pilatus, Mountain of Dragons“ des amerikanischen Komponisten mit deutschen Wurzeln Steven Reineke, entführten die Ziegelbacher Musiker das Publikum in die Welt der Sagen in den Schweizer Bergen bei Luzern. Die mystische Geschichte handelt von Bergsteigern die das Pilatus Bergmassiv auf der Suche nach Drachen besteigen. Beim Kampf erleiden die Bergsteiger Verletzungen und bitten den Drachen um Gnade. Dieser produziert aus seinem Atem den Heilsstein Draconite, mit dem er schliesslich die Wunden der Bergsteiger und die eigenen heilen kann und mit dieser Aktion die Einstellung der Menschen ihm gegenüber ins Positive verkehrt.
Mit dem „Concerto d´amore“, des Niederländischers Jacob de Haan, das sich nach einer barock-klassischen Ouverture in eine Mischung aus modernen Pop- und Swingelementen wandelt und am Ende wieder im klassischen Adagio mündet, kamen die Musiker wieder aus der wohlverdienten Pause. Mit dem sensationellen Konzertmarsch “Kaiserin Sissi“ des jungen deutschen Komponisten Timo Dellweg bestätigten die Musiker ihres großes, oberstufenwürdiges Potential. Und dass sich das fleißige Proben der letzten Monate in Qualität auszahlt.
Wer kennt sie nicht, Film und Musical „Tanz der Vampire“. Mit den schönsten Melodien aus dem Musical, im Arrangement von Wolfgang Wössner boten die Ziegelbacher beste Unterhaltung. Ebenso wie mit dem letzten Stück des Programmes, dem „Canon Brass Rock“ , einer erfrischenden Neuinterpretation des Japaners Mikio Gouma, der dem 1680 von Johann Pachelbel geschriebenen Werk ein neues peppig-fetziges Leben einhauchte und bei dem man den Musikern die Lust am Spiel deutlich anmerkte.
Den minutenlangen Applaus quittierte die Musikkapelle Ziegelbach mit zwei Zugaben. Bei der Ankündigung der Polka „Böhmische Liebe“ ging ein begeistertes Raunen durch das fachkundige Publikum. Und mit der Zweiten, dem wunderschön ergreifend vorgetragenen „Mentis“, jener Kombination aus den beiden Adventsliedern „Maria durch ein Dornwald ging“ und „Macht hoch die Tür“ gaben sie das Startzeichen für eine besinnliche Weihnachtszeit. Zwischen den beiden Zugaben bedankte sich Vorstand Freddy Holzmüller bei seinen Musikern und den Gastmusikern.
Als besondere Würdigung der tollen Leistung die Dirigent Oliver Herz bei seiner Konzertpremiere mit seiner Heimatkapelle vollbracht hatte, bekam dieser sein Präsent von Berthold Hierlemann überreicht. Dieser hatte 27 Jahre lang bei der Musikapelle Ziegelbach den Taktstock geführt.
Apropos, langjährig: Der stellvertretende Kreisverbandsvorsitzende Horst Dölle freute sich, viele Mitglieder der Musikkapelle Ziegelbach mit den Ehrennadeln des Landesverbandes für ihr langjähriges Musizieren auszuzeichnen. Exakt 300 Jahre Musik versammelte sich da, bedacht mit humorvollen Kommentaren von Horst Dölle, am Bühnenrand. Wobei allerdings Hermann Hagmiller, der Tenorhornist, absolut den Rahmen sprengte: Er ist seit 60 Jahren aktiver Musiker und wird damit Mitglied in einem ganz exklusiven Musikantenkreis.
Die weiteren Ehrungen: Für 10 Jahre aktive Tätigkeit wurden Rebekka Branz, Lisa Häfele, Christoph Hierlemann, Daniela Reichle und Sabrina Sauter ausgezeichnet. Für 20 Jahre: Christine Müller und Alexandra Utz. Für 30 Jahre wurde Erich Wirth ausgezeichnet. Doris Grimm wurde wie Vorstand Freddy Holzmüller und Klarinettist Alexander Kling für 40jährige Tätigkeit im Verein ausgezeichnet. Sie sei die letzte „ausharrende Frau, die gemeinsam mit drei anderen als erste weibliche Musikantin vor vierzig Jahren bei der Musikkapelle begonnen hatte.
Programm:
Tanz der Vampire | Jim Steinmann Arr. Wolfgang Wössner |
Salemonia | Kurt Gäble |
Trailermusik | Alexander Reuber |
Canon Brass Rock | Johann Pachelbel Arr. Mikio Gouma |
The Rise of the Blackjack | Gerald Oswald |
Pilatus: Mountain of dragons | Steven Reineke |
Concerto d’Amore | Jacob de Haan |
Kaiserin Sissi | Timo Dellweg |