Chronik

„Im Reich der Töne erblühet das Schöne“ – Unter diesem Motto gründeten im Jahr 1920

unter der Leitung eines Herrn Stork aus Baienfurt 13 Ziegelbacher Bürger die Musikkapelle Ziegelbach. Mit einem bescheidenen Kapital von 300 Mark gestartet, beschränkte sich der Wirkungskreis zunächst auf Auftritte in der Gemeinde selbst, insbesondere auf die musikalische Umrahmung von kirchlichen Anlässen. Zur Verbesserung des Erscheinungsbilds beschaffte sich die Kapelle 1923, mittlerweile unter der Leitung eines Herrn Mönig aus Weitprechts, eine Vereinsfahne und kleidete sich 1930 erstmals in eine Uniform. Ab 1935 unter der Leitung von Josef Martin aus Rohrbach entwickelte sich die Kapelle zu einer tragenden Säule des Ziegelbacher Gemeindelebens, wofür sich die Mitglieder auch mit einem jährlichen Ausflug mit einem Omnibus entlohnten.

Jäh unterbrochen wurde diese Aufwärtsentwicklung durch den 2. Weltkrieg von 1939 bis 1945, in dessen Folge die Zahl der Musikanten stark reduziert wurde und letztlich drei Musikanten fielen. In jener Zeit beschränkten sich die musikalischen Aktivitäten der wenigen verbliebenen Musikanten weitgehend auf die Mitgestaltung von Trauergottesdiensten. Hinzu kam, dass die Kapelle im Rahmen der Besetzung von Ziegelbach noch in den letzten Kriegstagen den gesamten Notenbestand, die Vereinschronik, 11 Instrumente und 9 Uniformen einbüßte.

Dementsprechend schwer war der Neuanfang nach dem Kriegsende, so dass die Kapelle erst ab dem Winter 1950 / 1951 wieder ein regelmäßiges Vereinsleben gepflegt hat. Zu diesem Zweck gab sie sich 1951 eine neue Geschäftsordnung und führte unter der Leitung von Dirigent Josef Martin und Vorstand Hans Kimpfler wieder regelmäßige Proben und Auftritte und auch Theatervorführungen durch. Nach Unstimmigkeiten in der Kapelle wurden 1954 Karl Musch zum Vorstand und Anton Bodenmüller zum Dirigent gewählt. Trotz einer nach

1958

wie vor bescheidenen Zahl von unter 20 Musikanten scheute sich die Kapelle nicht, 1955 erstmals und mit Erfolg an Wertungsspielen teilzunehmen. Ab 1955 von Vorstand Alfred Wirth geführt und musikalisch bis 1957 von Anton Bodenmüller, von 1957 bis 1960 von Karl Forderer und von 1960 bis 1964 wieder von Anton Bodenmüller  geleitet, nahm die Kapelle in den Folgejahren eine stetige Aufwärtsentwicklung, wenngleich sie von manch harten persönlichen Auseinandersetzungen nicht verschont blieb. 1964 übernahm erneut Karl Forderer den Dirigentenstab, der ab 1968 auch eine gezielte Ausbildung von Jungmusikanten organisierte. Ab 1972 wurde die Kapelle von Vorstand Josef Holzmüller geführt, dem die Kapelle vor allem den Kontakt zu ihrem Gönner Anton Jeni und der Isartaler Blasmusik verdankt. Das Jahr 1974 war geprägt von der Rückschau auf 50 aktive Jahre der Kapelle, die verbunden wurde mit einer Ehrung der Gründungsmitglieder und zahlreicher langjähriger Musikanten. Gleichzeitig wurde eine neue Uniform angeschafft.

Eine weitere sehr wesentliche Entscheidung für die Zukunft der Kapelle fiel dann im Jahr 1975,

Neue Uniform 1974

als erstmals und nach langen Diskussionen weibliche Musikanten in die Kapelle aufgenommen wurden, und im Jahr 1977, als Hans Frick zum Vorstand gewählt wurde. Ein wesentlicher Fortschritt ergab sich dann auch 1980, als der durch viel Eigenleistung erst möglich gewordene Umbau des Dorfstadels Ziegelbach zur Festhalle abgeschlossen wurde und die Kapelle so für ihre Konzerte, aber auch für ihre zu dieser Zeit legendären Fasnetsbälle sowie für Tanzveranstaltungen eine angemessene Räumlichkeit erhielt. 1981 hat sich die Kapelle auch rechtlich auf eine neue Grundlage gestellt und sich als „Musikkapelle Ziegelbach e.V.“ in das Vereinsregister eintragen lassen.

1984 ist wiederum von Ehrungen verdienter Musiker einerseits, andererseits aber auch von wichtigen Investitionen in die Zukunft der Kapelle geprägt. So wird nicht nur die Vereinsfahne grundlegend restauriert und neu geweiht. Es wird vor allem eine neue, zeit- und landschaftsgemäße Tracht als Uniform angeschafft, die das Bild der Musikkapelle Ziegelbach seither prägt.

Das Jahr 1986 war bestimmt durch einen Wechsel im Dirigentenamt. Karl Forderer gibt nach 26-jähriger Amtszeit, in der sich „Bengels Karle“ einen großen Ruf als Vollblutmusikant erworben und sich um die Musikkapelle Ziegelbach verdient gemacht hat, die Stabführung ab. Bestens vorbereitet durch seine Aktivitäten im Bereich der Jugendausbildung wurde Berthold Hierlemann neuer Dirigent. Er leitet die Kapelle bis heute.

Im Jahr 1991 hat die Musikkapelle erstmals im Dorfstadel Ziegelbach ihr mittlerweile zur Tradition gewordenes „Stadelfest“ veranstaltet.

Musikalische Höhepunkte erlebte die Kapelle sodann 1992 mit der Teilnahme am großen Schützenumzug des Oktoberfests in München und 1994 mit der Teilnahme am Blasmusikwettbewerb des Landesmusikfests in Wangen; hier konnte die Kapelle in der Mittelstufe den ersten Platz erzielen, ein Ergebnis, das dann beim nächsten Landesmusikfest 1998 in Ehingen wiederholt werden konnte.

Zum Höhepunkt der gesamten Vereinsgeschichte wurde 1995 das anlässlich des 75-jährigen Bestehens von der Musikkapelle Ziegelbach e.V. ausgerichtete 14. Bezirksmusikfest Allgäu. Nach umfangreichen Vorbereitungen konnte dem Publikum ein umfangreiches und abwechslungsreiches Programm geboten werden. So sorgten die Kapellen „Schwabenexpress“, „Blaumeisen“ und das „Grenzlandsextett“ für moderne Unterhaltung, während die Bürgerkapelle Untermais und Robert Payer mit seiner Burgenlandkapelle Blasmusik der Spitzenklasse zu Gehör brachten. Höhepunkt war aber der am Festsonntag durchgeführte Umzug, bei dem weit über 5.000 Zuschauer 60 Musikkapellen, 5 Fußgruppen und nicht weniger als 25 originell gestaltete Festwagen bestaunen konnten. Auch dank der großen Einsatzbereitschaft der Ziegelbacher Bevölkerung wurde das Musikfest so zum unvergesslichen Gemeinschaftserlebnis.

1996 gab Hans Frick nach 19-jähriger Tätigkeit als Vorstand, die von unermüdlichem Einsatz und großem Erfolg, wie nicht zuletzt bei der hervorragenden Organisation des Musikfests deutlich geworden, geprägt waren, sein Amt in jüngere Hände. Nach einer kurzen Übergangszeit mit Alexander Schwarz als Vorstand hat Alfred Holzmüller das Amt übernommen und steht dem Verein seither vor.

Um die stetig steigenden Investitionen des Vereins mit zu finanzieren, entschloss sich der Verein 1997, sich mit einem eigenen Stand am Stadtfest in Bad Wurzach zu beteiligen. Mit einem Dinnete- und Weizenstand, zunächst über Jahre an wechselnden Plätzen und schließlich direkt am Stadtbrunnen, gehört das Angebot der Kapelle mittlerweile zum festen Bestandteil des Fests.

Anknüpfend an ihre Tradition als Stimmungskapelle übernimmt die Musikkapelle 1999 erstmals die Gestaltung eines Show- und Stimmungsabends beim Bockbierfest der Freiwilligen Feuerwehr Ziegelbach. Zu diesem Zweck wurde ein umfangreiches Programm mit Tanz-, Solo- und Sketcheinlagen erarbeitet. Der Erfolg war dabei so durchschlagend, dass dieser Auftritt seither zum festen Bestandteil im Jahresprogramm des Vereins geworden ist.

Mittlerweile auf über 65 aktive Musikanten angewachsen wagt die Kapelle im Jahr 2005 unter Dirigent Berthold Hierlemann auch in konzertanter Hinsicht eine große, neue Herausforderung. Sie tritt in Kressbronn erstmals bei einem Wertungsspiel in der Oberstufe an und erspielt sich auf Anhieb die Bestnote „hervorragend“.