Für das, was Dirigent Oliver Herz, „unser Herzstückle“ (O-Ton Vorstand Freddy Holzmüller) mit seinen 66 Musikern von der Musikkapelle Ziegelbach bei diesem Weihnachtskonzert am Vorabend von Heiligabend im vollbesetzten Dorfstadel auf der Bühne bot, waren diese Ovationen des fachkundigen Publikums mehr als verdient.
Mit einer Klangexplosion nuklearen Ausmaßes war die Kapelle in das Konzert gestartet. Bei „Critical Mass“ des amerikanischen Komponisten Todd Stalter erfüllten kleine, immer weiter wachsende melodische Fragmente, die sich nach außen und oben ausdehnen, wie bei einer nuklearen Kettenreaktion den Dorfstadel in Ziegelbach. Damit diese Fragmente möglichst raumfüllend die Ohren der Konzertbesucher, darunter auch Bürgermeister Roland Bürkle und Musikdirektor Hans Herle, umschmeicheln konnten, hatten die Musiker ihre sonst obligatorischen Uniformjacken zu Hause gelassen.
Auch beim zweiten Stück blieb die Musikkapelle Ziegelbach musikalisch in den USA. Mit „Oregon“ von Jacob de Haan entführten die Musiker die Gäste auf eine abenteuerliche Bahnfahrt in die faszinierende Landschaft Oregons im Nord- Westen. „Nehmen sie sich acht“ warnten die beiden Ansager Heike Reichle und Oswin Butscher das Publikum vor Begegnungen mit Indianern, Cowboys und Goldgräbern. Beim Wertungsspiel in Eglofs hatten sich die Ziegelbacher damit übrigens die Note „Sehr Gut“ erspielt
Ganz still wurde es im Dorfstadel als die Musiker das „Theme from Schindler´s List“ wohl eine der berühmtesten und besten Filmmelodien aller Zeiten, intonierten. Dieser, von John Williams komponierte und Oskar prämierte Soundtrack des gleichnamigen Steven Spielberg Filmes von 1993 fesselte die Zuhörer mit seiner intensiven Stimmung.
Mit der klangvollen, emotional ansprechenden Tonsprache vereinigte der damals gerade einmal 18jährige Komponist Thiemo Kraas aus Arnsberg in „Imagasy“ , jenem Mischbegriff aus Vorstellung (imagination) und Phantasie (fantasy) nicht nur verbal zu einer phantastischen Komposition. „Phantasie ist sicherlich eines der schönsten Geschenke, die uns gegeben wurden.“ Kraas selbst sieht in Vernunft und Phantasie keinen unauflösbaren Gegensatz, sondern lediglich zwei zusammen gehörende Aspekte der menschlichen Existenz. Mit seiner instrumentalen Vielseitigkeit, seinen großen Klangflächen gepaart mit einigen Solopartien bot dieses Stück den Musikern viele Möglichkeiten, in ihre Grenzbereiche vorzudringen und für das Publikum dennoch einen hohen Unterhaltungswert.
Rasant starteten Oliver Herz und die Musikkapelle Ziegelbach in den zweiten Teil ihres Weihnachtskonzertes. Mit dem Marsch „Euphoria“ der bekannten Tiroler Blasmusik Combo „Viera Blech“ , den der Bandleader Martin Scharnagl zum 90jährigen Jubiläum des Musikvereins Wilhelmskirch komponierte, hätte der Einstieg kaum passender sein können: Bezeichnet der aus dem Griechischen stammenden Begriff doch ein Gefühl des Wohlbefindens und einer Hochstimmung. Mit der gleichnamigen Filmmusik von Sean O´Loughlin zu „How to train your dragon“ versetzten die Musiker die Gäste im Dorfstadel, zum großen Teil selbst Musiker der benachbarten Musikkapellen, musikalisch in die sagenumwobene Welt der Wikinger, die ihre Heimat in dem Animationsfilm gegen wilde Drachen verteidigen müssen.
Mit „Pirates of the Caribbean“ folgte eine weitere weltberühmte Filmmusik. Die eingängigen Motive im Arrangement von John Wasson ließ die Konzertbesucher die Abenteuer des charmanten Piratenkaptäns Jack Sparrow noch einmal miterleben. Beim letzten Programmstück, „Abendmond“ vermischte Thiemo Kraas die Motive der beiden deutschen Volkslieder „Abend wird es wieder“ und „Der Mond ist aufgegangen“. Dabei wurden die beiden Lieder teils unabhängig voneinander, teils aber auch gemeinsam präsentiert. Thiemo Kraas hatte das Stück der im letzten Jahr verstorbenen Antonie Rundel gewidmet, der guten Seele und Seniorchefin des Musikverlages Rundel. Nicht nur dafür wurde die Musikkapelle Ziegelbach zurecht mit minutenlangem Applaus belohnt.
Beim „Marsch der Titanen“, von Martin Schiegg als Erkennungsmelodie der Unterallgäuer Blasmusikformation „Fünfer Blech“ geschrieben und erste Zugabe des Abends, blitzte noch einmal die Spielfreude der Ziegelbacher Musikanten auf.
Logisch dass diese noch ein weiteres musikalisches Schmankerl nach sich zog. Mit „O sanctissima!“, jener von Markus Götz auf der Basis des Weihnachtsklassikers „O Du fröhliche“ geschriebenen festlichen Weihnachtsmusik stimmten Oliver Herz und seine Musikanten die Konzertbesucher stimmungsmäßig perfekt auf das bevorstehende Weihnachtsfest ein.